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Kritikwürdige Praktiken


Witwe-Bolte-Prinzip (mit Beispiel)

Biographische Angaben über Adolf Hitlers Wiener Jahre seien kaum zu finden; so konnte man es in etlichen Studien über den Diktator und sein Emporkommen nachlesen. Mit „schöner Regelmäßigkeit“ wurde diese Behauptung nach dem Witwe-Bolte-Prinzip (wie ich es nenne) abgeschrieben und verbreitet (oder aufgewärmt; wie es die Witwe Bolte mit dem Sauerkohl tat). Fast erlangte diese Behauptung den Status einer „Wahrheit“. Doch tatsächlich verbarg sich dahinter nichts weiter als die Unlust von Historikerinnen und Historikern, selber auf die Suche nach Quellen zu Hitlers Zeit in Wien zu gehen.

Erst die Historikerin Dr. Brigitte Hamann sah sich veranlasst, diese Behauptung einer Prüfung zu unterziehen und wurde - siehe da - fündig. Tatsächlich gelang es ihr, zahlreiche Quellen über Hitler in Wien zusammenzutragen und basierend hierauf ihr grundlegendes Werk „Hitlers Wien - Lehrjahre eine Diktators“ zu publizieren.

Es wäre aber falsch anzunehmen, dass das Witwe-Bolte-Prinzip damit ausgedient hätte. Noch heute kupfern Historikerinnen und Historiker fleißig voneinander ab. 

Mir sind solche Praktiken fremd. Ich arbeite quellenbasiert und stelle erst einmal alles bisher Publizierte in Frage. Bewahrheiten sich zirkulierende „Wahrheiten“, so ist das gut. Lassen sie sich widerlegen, ist das stets besser. 


Matrjoschka-Prinzip

Es gibt Historikerinnen und Historiker, die aus fünf Büchern ein sechstes Buch machen und dieses als sensationelle Eigenleistung anpreisen. Dass sie mit ihrem leichtfertigen Tun beträchtlichen Schaden anrichten, muss eigentlich nicht erwähnt werden. Ich nenne das das Matrjoschka-Prinzip.

Die meist bunt bemalten Matrjoschka (ineinander schachtelbare aus Holz gefertigte russische Puppen) gehören ins Regal; im Bereich Geschichte können sie allenfalls Untersuchungsgegenstand (Gegenstand von Geschichte) sein.

 

Witwe-Bolte-Prinzip und Matrjoschka-Prinzip sind nur zwei von weit mehr Gefahren beim Umgang mit und bei der Darstellung von Geschichte.

 

Plagiate

Schlimm ist es auch, wenn sich in einer wissenschaftlichen Arbeit zur Erlangung eines Doktorgrades einer wissenschaftlichen Hochschule mit Promotionsrecht (Recht zur Verleihung eines solchen Grades) = Dissertationen Plagiate finden. 

Ein Plagiat liegt vor, wenn eine Person geistiges Eigentum einer anderen Person als eigenes geistiges Eigentum ausgibt. Meist bedeutet das, dass Passagen (oft auch längere) einfach aus anderen Werken (und das nicht selten wörtlich) übernommen werden, die Angabe zur Urheberschaft jedoch nicht genannt wird.

Derartiges kommt bei Historikerinnen und Historikern aber nur selten ans Licht. Bekannt ist lediglich der Fall des Historikers Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen (verstorben 2015), dem der Doktorgrad 1973 entzogen wurde. 1981 reichte eine neue Dissertation ein und wurde abermals promoviert.

Weit häufiger werden Plagiate in Dissertationen von Politikerinnen und Politikern identifiziert, wobei die nachgenannten Personen in Jura, Politikwissenschaft, Erziehungswissenschaften bzw. in Wirtschafts- und Sozialwissenschaft promoviert wurden: Manja Schreiner (CDU), Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt des Landes Berlin von April 2023 bis April 2024 (Aberkennung 2024), Franziska Giffey (SPD), gegenwärtig Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe sowie Bürgermeisterin von Berlin (Aberkennung 2021), Annette Schavan (CDU), Bundesministerin für Bildung und Forschung von 2005 bis 2013 (Aberkennung 2013), Bijan Djir-Sarai (FDP), gegenwärtig Generalsekretär der FDP (Aberkennung 2012), Karl-Theodor zu Guttenberg (ehemals CSU), Bundesminister der Verteidigung von 2009 bis 2011 (Aberkennung 2011).

 

Witwe-Bolte-Prinzip und Matrjoschka-Prinzip sind mir fremd und werden es immer bleiben. Das gilt auch für Plagiate.


Wenn man mir als Historiker einen Vorwurf machen kann, dann besteht er darin, dass ich extrem gründlich bin. Texte stammen immer von mir. Zitate werden von mir immer mit den entsprechenden Quellen aus Archiven oder Literatur belegt. Ausnahmen gibt es da nicht.


Und lieber lasse ich mir, wie etwa in einer Rezension zu meiner Dissertation geschehen, vorwerfen, mein Text sei quellengesättigt als mich bei den mittelmäßigen Historikerinnen und Historikern einzureihen.


Hier finden Sie knappe Angaben zu meinen Arbeitsgrundsätzen als Historiker und als Archivar.


Hier finden Sie Referenzen für den Historiker, hier Referenzen für den Archivar